Hauninen – Turku
Finnische Verhältnisse
Es verschlug mich mal wieder nach Finnland in die älteste und geschichtsträchtigste Stadt, Turku.
Am Stadtrand dieser wunderschönen Stadt spielte ich eine Runde des lokalen Discgolf Parcours in Hauninen. Diesen Parcours möchte ich hier gerne vorstellen. Eigentlich hatte ich ja in dieser Woche vor, den Lausteen Professional Discgolf Parcours auf der anderen Seite der Stadt zu spielen. Doch dieser ist leider noch geschlossen und wird in den nächsten Tagen für die Discgolf-Saison aufgebaut.
Also mal wieder eine Runde in Hauninen. Ich habe diesen Parcours schon des Öfteren gespielt, aber jedes Mal graut es mir davor. Am nahegelegenen See “Haunisten Allas” ist dieser Parcours buchstäblich in den Wald und ins geologische Relief hinein geschnitten worden. Hier geht es über hohe Felsformationen quer durch den Wald, über Stock und Stein, bergauf und bergab. Hiking-Schuhe oder zumindest festes Schuhwerk sollten hierfür zwingende Vorraussetzung sein. Teilweise wird es richtig anstrengend. Dieser Parcours ist definitv nicht Rollwagen geeignet.
Es ist Anfang Mai und der Frühling setzt auch hier in Finnland so langsam ein. Aber es ist mit knappen 7 Grad Celsius immernoch recht frisch. Und der Wind verstärkte dieses Gefühl nochmal deutlich. Die letzten Eis- und Schneeflächen sind abgeschmolzen und liegen noch an den Wegesrändern. Bahn 1 wirkt mit 69 Metern vermeintlich kurz und einfach, wartet jedoch schon mit der ersten kleinen Kniffligkeit auf den Scheibenwerfer. Die Baumgruppe kurz hinter der Abwurffläche hat schon jede Menge erlebt. Durch diese Öffnung muss man erstmal hindurch. Ich bin hier auch schon öfter hängen geblieben, aber diesmal gelang mir gleich am Anfang der große Wurf bis knapp ans Basket. Tatsache ein “Early Birdie”!!!
Scheibe abgeputzt und raus aus dem Matsch. Jetzt geht es bergauf. Die Bahn 2 liegt entlang der Stromkabeltrasse und weist einen enormen Höhenunterschied auf. Es ist auf Bildern nur schwer zu erkennen, aber vielleicht bekommt man ja doch einen kleinen Eindruck.
Es sind nur 51 Meter! Aber eben in die Höhe geworfen nicht einfach. Es fehlten mir nach dem ersten Wurf immernoch knapp 10 Meter bergauf bis zum Basket. Zumindest reichte es für ein sauberes Par.
Danach ging es rechts in den Wald hinein. Da wo man eben nach oben gekrackselt war, wirft man jetzt auf Bahn 3 wieder herunter. Nur eben mitten durch die Bäume. Meine Scheibe habe ich natürlich total verhauen und bin irgendwo rechtsseitig in den Gebüschen gelandet. Von dort aus konnte ich mich glücklicherweise wieder zurück auf den Fairway bringen. Bogey Nummer Eins!
Diesmal Mund abwischen und weiter machen. Hinter mir wartete bereits ein Spieler und an der Bahn 1 konnte ich schon eine Jugendgruppe hören. Ich begab mich zur Abwurffläche von Bahn 4. Eine 105 Meter lange Rechtskurve. Mein Wurf gelang mir recht gut und ich landete bei knapp 70 Metern auf dem Fairway. Zumindest der Bereich der freigeholzt wurde und als Fairway erkennbar ist. Ich lies den Spieler nach mir an mir vorbei, weil dieser schon mit der Bahn zuvor fertig war. Er schien die Bahn besser bewältigt zu haben.
Also vorgelaufen zu meiner Scheibe. Es waren immer noch knappe 35 Meter. Die Annäherung gelang mir überraschend gut. Allerdings auch nur weil meine Scheibe den Berg zum Basket hinunter kullerte. Jetzt noch 8 Meter freie Bahn zum Putten, aber Nein! Verhauen! Nächster Bogey!
Auf zur nächsten Bahn. Zuvor ging es zwei Bahnen lang bergab. Zur Bahn 5 musste man nun wieder bergauf krackseln. Gutes Schuhwerk ist wie gesagt eine Voraussetzung auf diesem Parcours. Und man kommt unweigerlich ins Schwitzen. Oben angekommen pustete ich erstmal durch und genoss den schönen Ausblick auf die Stromkabeltrasse.
Bei knapp 30 Metern warteten mal wieder Bäume auf die vorbeifliegenden Scheiben. Ansonsten hatte man freie Bahn. Mein Wurf landete direkt am Korb. Geparkt und Birdie! Sehr gut! Das gab Hoffnung und mir das Selbstvertrauen zurück.
Mittlerweile wurden die Jubelrufe der Jugendgruppe hinter mir immer lauter. Selbst ihre Musik konnte ich bereits hören. Ich entschied mich, nach der nächsten Bahn die Jugend-Elite an mir vorbei zu lassen. Gleichzeitig könnte ich ja ihre Wurftechnik studieren. Also erstmal weiterlaufen zur nächsten Bahn.
Bahn 6 war genauso aufgebaut wie die Bahn davor, allerdings 30 Meter länger. Außerdem stand der Korb in einem Tal umgeben von Morast. Würde man die Rechtskurve nicht sauber spielen, landet die Scheibe vielleicht sonstwo. Also spielte ich auch eine leichte Rechtskurve. Doch was ich in dem Moment vergaß, war der Wind. Man spürte ihn von der Abwurffläche kaum, aber in der Kabeltrasse schoss er lang wie auf einer Autobahn. Super! Meine Scheibe wurde also mitgetragen und schoß weit nach rechts in die Gebüsche. Doch als ich meine Scheibe fand, war es gar nicht so schlimm. Die Annäherung aus den Gebüschen gelang mir und ich konnte das Par retten.
Jetzt konnten die Jungs loslegen. Sie warteten bereits am Tee. Eine Scheibe nach der anderen landete präzise in Korbnähe, als wäre es ein Kinderspiel. Auch an Bahn 7 musste ich nicht lange warten, bis sie fertig waren. Ich war schwer beeindruckt.
Auf Bahn 7 ging es einmal quer über das Tal der Stromtrasse. Der Korb stand bei 81 Metern Entfernung leicht abschüssig zwischen den Felsen. Mein Wurf landete etwa 10 Meter unterhalb des Korbes. Schonwieder! Es war schwierig einen sauberen Stand zu finden. Meine Freundin hatte mich zudem am Morgen noch einmal ordentlich verunsichert und auf die vielen Kreuzottern hingewiesen, die sich gerne an sonnigen Stellen im Geröll und zwischen die Felsen verkriechen. Das war genau so ein Platz. Automatisch suchten meine Augen den Boden nach ungewöhnlichen Zick-Zack-Mustern ab. Jede Wurzel wurde genau inspiziert, dass sie sich auch ja nicht bewegt. Mit diesem Kopfkino konnte ich mich wieder nur dem Korb annähern und blieb Par.
Ab hier ging es nun wieder in Wald hinein. Bahn 8 pflügt mit einer 98 Meter langen Linkskurve durch die Bäume. Circa 20 Meter hinter dem Tee ist eine kleine Erhöhung durch einen Felsen, was die Sicht auf den Fairway dahinter versperrt. Also einfach drauf los werfen, wird schon gut gehen! Meine Scheibe blieb überraschender Weise sehr gerade und landete geradeaus in den Gebüschen rechtsseitig am Rand des Fairways. Von Dort aus war die Annäherung jedoch gut möglich gewesen. Dachte ich zumindest. Meine Scheibe wurde von den Ninja-Ästen angegriffen und fiel vielzu früh runter. Der nächste Wurf konnte leider wieder nur eine Annäherung sein. Das war nun der dritte Bogey im Bunde.
Die Bahn 9 bereitete mir auch schonwieder Kopfzerbrechen. Man steht erhöht auf einem bewachsenen Felsen und schaut in 79 Meter Entfernung auf einen zweiten Felsen, auf welchem wiederum erhöht der Korb steht. Schwierig gleich mit dem ersten Wurf auf dem Felsen zu landen. Also alles aus dem Arm rausholen und erstmal so weit wie möglich kommen. Wenn da nur nicht immer diese Bäume wären. Patsch, schlägt wieder ein Ast von oben auf die Scheibe! Der Flug sah so vielversprechend aus. Doch als ich meine Scheibe dann auffand, lag sie garnicht so schlecht. Direkt unterhalb des Felsens. Ich konnte eine behutsame Annäherung hinauf werfen. Alles halb so schlimm und glücklich Par geblieben.
Das waren die ersten neun Löcher. Ich bin mit Eins über Par insgesamt erstmal ganz zufrieden. Es war schonmal schlimmer auf diesem Parcours gewesen. Und die nächsten neun Bahnen werden nicht einfacher sein. Also Scheibe putzen und weiter marschieren.
Bahn 10 war bisher immer mein Kryptonit auf diesem Parcour. Nicht nur, dass sie mit 166 Metern sehr lang ist, der Fairway bildet eine Schneise in einer langen Linkskurve mitten durch den Wald. Gleich nach dem Tee bilden zwei Bäume ein natürliches Mando. Hier muss die Scheibe erstmal durch. Aber man will ja auch Strecke machen, also ist Präzision gefragt. Das Ziel ist einfach nicht zu sehen. Auch nach den ersten Würfen ist das Ziel immernoch nicht auszumachen. Und landet die Scheibe nicht auf der Faiway-Schneise, wird es kompliziert.
Mein erster Wurf ging gut weit und traf zum Glück keinen der unzähligen Bäume rundherum. Dafür landete die Scheibe etwas weit links neben dem Fairway. Jetzt brauchte ich einen Hook-Wurf zurück auf den Faiway. Glück gehabt. Jetzt konnte ich tatsächlich den Korb schon sehen. Aber der war einfach immernoch sehr weit weg gewesen. Also eine hoffentlich saubere Annäherung um die Kurve herum. Meine Scheibe bekam einen kleinen Schlag und rollte noch etwas. Zu meinem Vorteil. Knappe 10 Meter zum Korb. Konzentration! Katsching…!!! Wow…! Ich war von mir selbst überrascht. Der Putt saß und damit blieb ich zum ersten Mal auf dieser Bahn “Par”.
Kurz rübergelaufen zur Bahn 11. Hinter mir schlug schonwieder eine Scheibe ein. Klar, dass man sich auf der langen Bahn in diesem Wald auch nicht sehen konnte. Der Sportfreund hinter mir war zügig unterwegs. Also wartete ich auf ihn und lies ihn auf Bahn 11 vor.
Kurzer Smalltalk und dann schmiss er die Scheibe auch für ihn überraschend geradlinig weit nach rechts, obwohl er sie “hyzer” abwarf. Doch die Linkskurve wollte sich im Flug nicht entwickelt. Er nahm es sportlich und machte einen Joke. Wir verabschiedeten uns auch gleich wieder und wünschten uns gegenseitig mehr Glück als bei diesem Wurf. Immer gut auch mal andere Spieler zu beobachten. Und auch gut jemanden vor sich die Bahn spielen zu lassen. So kann man für sich einige Rückschlüsse ziehen. Insbesondere, dass hier bei der Hälfte der Strecke eine Windschneise existieren musste, die die Flugeigenschaften der Scheiben beeinzuflussen schien.
Der Sportkamarad verließ die Bahn und nun war ich dran. Meine Scheibe war ja sowieso “overstable”. Also ein leichter, flach und scharf geworfener Hyzer sollte reichen. Dachte ich. Meine Scheibe nahm genau die gleiche Flugbahn ein wie vom Sportkamarad vor mir. Wirklich gut, dass ich mir zuvor soviel Gedanken darüber gemacht hatte. Nagut, also schauen wir mal, wo wir gelandet sind. Meine Scheibe lag weit rechts gerade noch so auf dem Fairway. Allerdings versperrten nun Bäume die direkte Annäherung zum Korb. Es half nichts, ich musste rechts um sie herum spielen. Mit meiner “Harp” gelang mir tatsächlich dieser Wurf und ich konnte die Scheibe am Korb abparken.
Auf ging es zu Bahn 12. Sie war ein wenig schwer zu finden, weil sich hier mitten im Wald plötzlich alle Bahnen zu kreuzen schienen.